tadamun – تضامن

Statement: Antikriegstag-Demo

Hintergrund: Wir haben uns an der Demo zum Antikriegstag am 01.09. beteiligt, um für einen sofortigen Waffenlieferungsstopp an Israel und gegen Deutschlands Unterstützung des Völkermords an den Palästinenser*innen zu protestieren. Als jedoch eine Rede von Neve Shalom e.V. vorgelesen wurde, die nicht mit uns abgesprochen war und zionistische Apologetik enthielt, sahen wir uns gezwungen, die gemeinsame Veranstaltung zu beenden. Diese Inhalte widersprechen unseren Überzeugungen und dem Aufruf der Demo. Wir sind eine antizionistische Gruppe und betonen: Es kann keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben!


Wir respektieren, dass in Neve Shalom / Wahat al-Salam seit Jahrzehnten Menschen zusammenleben und Dialog praktizieren. Gleichzeitig diente die Hälfte der jüdischen Bewohner während des laufenden Genozids in Gaza in der IDF. Dieses Dorf inmitten eines Genozids als Modell für „Dialog auf Augenhöhe“ zu präsentieren, setzt Unterdrücker und Unterdrückte gleich und verschleiert das Machtgefälle. Die Neve-Shalom-Rede benannte den Genozid nicht, sondern sprach durchgehend von „Krieg“. Auch in der eigenen Außendarstellung des Dorfes fehlt jede klare Benennung oder echte Auseinandersetzung mit dem Genozid; das Thema wird vermieden. So wird „Frieden“ zur Schadensbegrenzung, ohne die Ursachen zu nennen: Belagerung, Besatzung, Apartheid, Enteignung sowie die Waffen- und Geldflüsse, die das alles tragen. Das wirft ernste Zweifel an Neve Shalom / Wahat al-Salam als politischem Bezugspunkt – und an „Dialog“-Projekten, die als Deckmantel für eine militarisierte Ordnung funktionieren.

Das Problem ist nicht Neve Shalom an sich, sondern die Rahmung. Dialog hat nur dann Bedeutung, wenn die materiellen Bedingungen stimmen: Blockade aufheben, Bombardierungen stoppen, Besatzung beenden, gleiche Rechte und Bewegungsfreiheit garantieren, Rechenschaft für Verbrechen sichern und Waffenlieferungen beenden. Vor allem aber gilt: Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden. Ohne diese Voraussetzungen wird „Dialog“ zum Feigenblatt, das Militarisierung und Kolonisierung fortführt.

Wir betonen:

  • Kein Equalizing. Frieden ist nicht „zwischen zwei Seiten“, wenn eine Seite Panzer, Lufthoheit und Blockade hat.
  • Kontext zuerst. Israel ist ein kolonialer Apartheid- und Ethno-Staat; Gaza und das Westjordanland stehen unter militärischer Kontrolle.
  • Entmilitarisierung jetzt. Waffen, Finanzierung, Training und politische Deckung beenden – hier, wo Verträge unterschrieben und Lieferungen abgefertigt werden.
  • Koexistenz ≠ Schweigen. Juden, Muslime und Christen lebten vor 1948 zusammen. Echte Koexistenz braucht Gerechtigkeit, nicht Symbolreden, während Bomben fallen.

Wir unterstellen dem Friedensforum keine schlechte Absicht. Wir werden das direkt klären. Neve Shalom e. V. wurde wohl kurzfristig eingeladen. Für künftige gemeinsame Aktionen gilt jedoch: Keine Verharmlosung/Relativierung, klare Benennung der strukturellen Gewalt, Fokus auf Entmilitarisierung und Rechte.


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